Instrumentenkunde

Instrumentenkunde

Definition

Instrumentenkunde im medizinischen Kontext befasst sich mit der Identifikation, Klassifizierung und dem sachgerechten Umgang von medizinischen Instrumenten. Diese Instrumente, dir für kurative und chirurgische Zwecke eingesetzt werden, bestehen aus verschiedenen Materialien, die für die Wiederaufbereitung geeignet sind.

 

Unterscheidung nach unterschiedlichen Einteilungen

Instrumente können nach unterschiedlichen Einteilungen unterschieden werden:

  • nach Funktion: z.B. schneiden, halten, fassen, spreizen
  • nach Benennung: z.B. ist die Metzenbaum-Schere nach dem amerikanischen Chirurgen Dr. Myron Firth Metzenbaum benannt
  • nach Eigenschaft: chirurgische Pinzette, anatomische Pinzette, scharfer Haken

Beispiel:

Benennung Funktion Eigenschaft
Adson-Pinzette Halten von empfindlichem Gewebe atraumatisch

Innerhalb dieser Einteilungen gibt es noch weitere Kriterien, um Instrumente zu unterscheiden, wie beispielsweise Instrumente mit goldenem Griff, die eine Hartmetalleinlage besitzen.

 

Anmerkung zur Aufbereitung

Die Erhaltung der hohen Qualität von Instrumenten hängt maßgeblich von einer sorgfältigen Wartung, gründlicher Pflege und fachgerechter Aufbereitung ab. Diese Aspekte sind entscheidend, um die Langlebigkeit und Zuverlässigkeit der Instrumente zu gewährleisten und ihren Wert über lange Zeit hinweg zu bewahren.

Instrumentenkreislauf

Instrumentenkreislauf

Bevor neue Instrumente in den Instrumentenkreislauf integriert werden, müssen sie mindestens 3x gewaschen werden. Dies fördert den werterhaltenden Aufbau der sogenannten Passivschicht.

Aufbewahrung von Instrumenten

  • Vor dem Eingriff, nach dem Sterilistationsprozess

    Um eine 100 % ige Aufbereitung zu gewährleisten, ist es dringend empfehlenswert, die Instrumente in individuellen Lagerungssystemen zu lagern, reinigen und desinfizieren sowie zu sterilisieren. Dies können Siebkörbe mit Abstandshaltern oder Gummimatten sein oder sogar ein spezielles Lagerungssystem, in dem die Instrumente sanft fixiert werden oder sogar einen eigenen Spülanschluss besitzen. 

    Zudem schützen solche Lagerungssysteme vor mechanischer Beschädigung während des gesamten Instrumentenkreislaufs. Eine fachgerechte Lagerung ist elementar wichtig für den Werterhalt des Instrumentariums und trägt zur Verlängerung des Instrumentenlebenszyklus bei. Hinzukommen Kosteneinsparungen für unnötige Reparatur- oder Reparaturersatzkosten.

    Ein Beispiel ist die Mikrochirurgie, da in diesem Fachgebiet ausschließlich filigrane Instrumente zum Einsatz kommen. Grundsätzlich sollten sterilisierte Medizinprodukte immer in einer sauberen und trockenen Umgebung gelagert werden.

     

  • Nach dem Eingriff, während des Aufbereitungsprozesses

    Um den Werterhalt der Medizinprodukte langfristig zu gewährleisten und das Antrocknen von biologischem Material wie Blut und Gewebe zu verhindern, ist eine unmittelbare Vorreinigung notwendig.

    Nach der Vorreinigung sollten die Instrumente für den Rücktransport in die AEMP (Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte) geöffnet/demontiert zurück in ihre Lagerungssysteme verbracht werden, um auch mechanischer Beschädigung vorzubeugen und die Instrumente bis zur weiteren Verarbeitung sich aufzubewahren.

    Des Weiteren sollten zu lange Standzeiten der kontaminierten Medizinprodukte verhindert werden, um das Antrocknen und die Bildung von Korrosion zu verhindern.

    Verlängerte Standzeiten können die Beschädigung der Instrumentenoberfläche und der sogenannten Passivschicht begünstigen, da Ablagerungen Korrision begünstigen, Silikate und sonstige Ablagerungen auch im Rahmen des Aufbereitungsprozesses nicht mehr zu entfernen sind. Die Schäden können somit irreparabel sein. Eine frühzeitige Neuanschaffung, welche zur außerplanmäßigen Budgetbelastung führt, sind das Resultat einer nicht fachgerechten Aufbewahrung und Lagerung von Instrumenten.

    Im Rahmen des Aufbereitungsprozesses ist es entscheidend, die Medizinprodukte in den entsprechenden Lagerungssystemen zu verwahren. Während der Reinigungs- und Desinfektionsprozesse müssen die Instrumente so gelagert werden, dass eine gründliche Spülung gewährleistet ist. Nach Abschluss dieses Prozesses und der zwischengeschalteten Durchsicht und Pflege der Medizinprodukte, erfolgt die Sterilisation, bei der die Instrumente weiterhin in den Lagerungssystemen (Trays) aufbewahrt werden. Hierzu kommen die Trays in spezielle dampfdurchdringende Sterilgut Verpackungen, um die Effektivität des Sterilisationsprozesses zu sichern.

Risikobewertung von Instrumenten

Medizinprodukte, die am Patienten verwendet werden, müssen hinsichtlich ihres Risikos korrekt klassifiziert werden, um das geeignete Aufbereitungsverfahren festzulegen. Diese Klassifizierung erfolgt durch die Bewertung des Kontaktbereichs des Instruments mit dem Patienten und der Komplexität des Produkts.

Die Bewertung basiert auf zwei Hauptkriterien:

  1. Klassifizierung nach Einsatzgebiet

    Die erste Klassifizierung erfolgt anhand des Einsatzgebietes des Instruments. Diese Einteilung berücksichtigt nur den Kontaktbereich und nicht die Bauart des Instruments. Die Kategorien sind folgendermaßen gegliedert:

    • unkritisch: Medizinprodukte dieser Kategorie kommen lediglich mit intakter Haut in Berührung, ohne sie zu durchdringen, z.B. Stetoskop, EKG- Elektroden
    • semikritisch: Instrumente dieser Kategorie berühren Schleimhaut oder veränderte Haut, durchdringen diese aber nicht, z.B. Proktoskop, Spekula
    • kritisch: Diese Kategorie umfasst Instrumente, die Haut oder Schleimhaut durchdringen und mit Gewebe und Organen in Kontakt kommen. Dazu gehören stechende und schneidende Geräte sowie Instrumente, die offene Wunden berühren. Z. B. Scheren, Skalpelle, und Nadelhalter. Für diese Instrumente ist eine sterile Aufbereitung erforderlich.
  2. Klassifizierung nach Bauart

    Die Unterscheidung nach Aufbau und Materialbeschaffenheit gilt nur für semikritische und kritische Instrumente. Unkritische Medizinprodukte fallen nicht unter diese Einteilung. Für Instrumente in den Kategorien semikritisch und kritisch muss festgestellt werden, ob es sich um Medizinprodukte mit einfachem Aufbau und glatten Oberflächen handelt. Diese werden der Einstufung A zugeordnet.

    Sollten jedoch schwer zugängliche Bereiche, wie enge Hohlräume, komplexe Gelenke oder Schraubgewinde vorhanden sein, ist die Einstufung B anzuwenden.

Risikobewertung Instrumente

Besonderheiten von Medizinprodukten:

In der Instrumentenkunde gibt es diverse Kategorien von Medizinprodukten, die jeweils spezifische Besonderheiten und Anforderungen aufweisen. Drei wichtige Kategorien sind thermolabile Instrumente, mehrteilige Instrumente und Einweginstrumente. Jede dieser Gruppen stellt besondere Anforderungen an die Handhabung und Nutzung im medizinischen Alltag.

 

  1. Thermolabile Instrumente
    Thermolabile Instrumente sind besonders empfindlich gegenüber hohen Temperaturen. Dazu gehören beispielsweise bestimmte Endoskope und optische Geräte. Diese Instrumente dürfen nicht durch herkömmliche Methoden wie die Dampfsterilisation aufbereitet werden, da die hohen Temperaturen das Material beschädigen können. Stattdessen werden alternative Verfahren wie die Niedertemperatur-Plasma-Sterilisation verwendet, ohne die empfindlichen Materialien zu schädigen.

     

  2. Zerlegbare Instrumente
    Zerlegbare Instrumente bestehen aus mehreren Komponenten, die vor der Reinigung und Desinfektion demontiert werden müssen, um sicherzustellen, dass alle Oberflächen gründlich gereinigt und desinfiziert werden können.

     

    Beispiele für mehrteilige Instrumente:

    • Stanzen
    • Rongeure

    Die Demontage dieser Instrumente ermöglicht eine effektive Reinigung und trägt dazu bei, das Risiko von Infektionen zu minimieren. Nach der Reinigung und vor der Sterilisation müssen die Teile sorgfältig getrocknet und wieder zusammengebaut werden.

     

  3. Einweginstrumente
    Einweginstrumente sind für den einmaligen Gebrauch bestimmt und werden nach der Nutzung entsorgt. Sie bieten zahlreiche Vorteile, insbesondere in Bezug auf die Hygiene, da das Risiko einer Kreuzkontamination ausgeschlossen wird. Diese Instrumente sind zweifelsfrei erkennbar und mit einer durchgestrichenen 2 gekennzeichnet.

     

    Beispiele für Einweginstrumente:    

    • Einweg Skalpellklingen
    • Einwegscheren und -pinzetten

    Einweginstrumente eliminieren die Notwendigkeit der aufwendigen Aufbereitung und reduzieren den Arbeitsaufwand für das medizinische Personal. Allerdings sind sie nicht immer wirtschaftlich oder ökologisch sinnvoll, vor allem bei häufigem Gebrauch. Zudem können sie in ihrer Präzision und Qualität nicht immer mit Mehrweginstrumenten mithalten.